Heute habe ich mich beim Einkaufen in Barmbek ziemlich erschrocken. Gerade habe ich bei Edeka meine Einkäufe eingepackt, als plötzlich…
Überall Polizei, Ansammlungen von Menschen, Transparenten und Trillerpfeifen.
NAZIS?
Nein, zum Glück, es waren einfach nur Barmbeker, die sich für den Erhalt von Thor Steinar einsetzen, einem Fachgeschäft für nordische Bekleidung in der Fuhle. Ob man dafür gleich die Internationale singen muß… ich weiß ja nicht. Aber so ist unser solidarisches Arbeiterviertel, hier soll jeder sein Ein- und Auskommen haben. Helmut Schmidt hat hier übrigens seine Loki kennengelernt, gar nicht weit entfernt, im Fischgeschäft ihrer Eltern.
Ich habe heute ein paar Flaschen wirklich gutes Bier gekauft und bereits auf dem Balkon kalt gestellt. Das wird am Wahlsonntag mit den Kameraden geleert, nach gemeinsamem Wahlgang (send pic!) werden wir um Punkt 18:00 Uhr Prost rufen:
Dabei muss sich jeder vom Fernseher wegdrehen und darf erst gucken, wenn der erste Halbe weg ist. Auf Ex, meine Herren.
Und die Kleine hier ist nicht eingeladen.
Diese Woche kam diese deprimierende Meldung rein… Frau ist nicht mal mehr auf abgelegenen Nordseeinseln vor Mann sicher.
Ich habe darüber mit einer alleinstehenden Kollegin gesprochen, die abends gerne mal ausgeht, Musicals besucht und andere Leute irgendwo in der Stadt trifft. Und alles mit den Öffentlichen abfährt. Eine Meinung für die Wahl am nächsten Sonntag hat sie noch nicht. Komisch, im Geschäft ist sie eine rationale und vernünftige Person.
Es ist überflüssig, für die AfD Werbung zu machen. Die AfD wird zweifelsohne in den Bundestag kommen. Die AfD braucht ohnehin ihre Zeit, um die Regeln im Politikbetrieb zu erlernen. Und bei der nächsten Wahl wird die AfD die Mehrheit haben. Ganz sicher.
Denn die Realität ist eine andere, als die Geschichte, die mittels Medien vermittelt wird.
Da ist noch genügend Platz für weitere rotgefärbte Großstädte. Und Deutschland ist so reich, wir schaffen das.
Realität ist jetzt, hier, da draußen. In der U-Bahn, in den Seitenstraßen.
Realität ist da, wo die Politiker niemals sind. Da, wo roher und brutaler Gewalt Demütigung und Schmerz folgen.
Realität kann man nicht dauerhaft falsch darstellen, wenn die täglich erlebte Realität widerspricht.
Die Regierung hatte zwei Jahre Zeit, die Realität an die Lüge anzupassen. Sie hat es nicht getan. Sie hat vielmehr versucht, realistische Beschreibungen im Internet zu verbieten und ihr Personal an Geschichtenerzählern aufgestockt. Das war eine Fehlinvestition. Jetzt ist die Realität überall. In den Parks, nicht nur in der Nacht, sondern auch am hellen Tag. In der Bahn, auf offener Straße, im Bahnhof. Da, wo die Mittelschicht anwesend ist.
Unsere politischen Eliten haben die Realität unterschätzt. Nicht zum ersten Mal.
Es wird Folgendes passieren:
Sobald die Realität bei den Menschen angekommen ist, wird sie sich dort mittels des Schmerzes einbrennen. Schmerz ist die beste Lehrmethode, denn Schmerz vergisst man nicht. Schmerz ist absolut überzeugend, nach einem unwillkommenen Schwanz in der trockenen Muschi oder einer Faust in den teuer gepflegten Zähnen nebst geklautem Handy können ARD, ZDF, Spiegel und die Süddeutsche behaupten, was sie wollen. Schmerz ist absolut. Schmerz wird die Realität mit unendlicher Geschwindigkeit verbreiten und als solche verfestigen.
Wenn diese Realität dann durch die AfD im Bundestag vertreten ist, sie folglich dauerhafter Bestandteil der repräsentativen Meinungsvertretung wird, dann ist diese Realität bald auch die vermittelte Realität. Alle abweichenden Realitätsbeschreibungen werden zu Minderheitsmeinungen. Sie werden aus der Kommunikation rausgedrängt. Die Medien werden die Nicht-Realität nicht mehr vertreten können, wenn sie Medien bleiben wollen. Am Ende werden alle den Schmerz teilen.
Unaufhaltsam. Später werden die Geschichtsbücher fragen, warum die Deutschen das nicht früher erkannt haben. Warum niemand etwas unternommen hat.
Wer die Augen nicht zum Sehen benutzt, wird sie später zum Weinen brauchen. Wer nur mittels Schmerz lernt, der wird auch nicht mittels Verstandes auf Schmerz reagieren.
Das ist das Problem.
Das wird unser nächstes Problem.