Auch wenn immer mehr Menschen der Kanzlerin das Vertrauen entziehen – es geht mittlerweile gar nicht mehr um die Person Merkel.
Regierung, Partei und Fraktionen bestehen aus vielen gut bezahlten und dauerhaft gut versorgten Personen, die offensichtlich keine Funktion mehr haben und nur noch abnicken und mitlaufen. Es gibt keine Eigenständigkeit in der Meinung und der Argumentation mehr, Abgeordnete stimmen so ab, wie die Linie es vorgibt.
Eine kritische Presse ist nicht mehr wahrnehmbar, Medien wie Twitter und Facebook werden von privaten Unternehmen mit staatlichen Auftrag zensiert, Hassverbrechen stärker bestraft als Gewaltstraftaten. Das ist keine Demokratie mehr, wir könnten uns das Parlament sparen und eine große Staatsführerin bestellen.
Schon aus diesem Grund sind die beteiligten Parteien nicht mehr wählbar und die Tür für eine Alternative geöffnet.
Das Volk im Osten steht schon mal auf.
Bei aller Wortklauberei in der Medien-Propaganda ist doch dieser Punkt eine Tatsache: Wer heute im weitesten Sinne NICHT für Deutschland ist, so, wie es ist, wählt derzeit entweder radikal (das sind dann die Parteien, die immer unter „Andere“ auftauchen), AfD – oder eben gar nicht. Selbst die Wähler der Linken wollen keine andere Gesellschaft, sondern nur noch mehr Alimentation und Umverteilung, allenfalls vielleicht noch die Abschaffung der Bundeswehr, aber nur, weil dadurch noch höhere Renten gezahlt werden könnten. Alle anderen, also jene, die CDU/CSU, SPD, Grün oder FDP wählen, oder Sachen wie die Grauen Panther, die Partei oder die Piraten sind mit ihrem Leben und mit dem Land ganz zufrieden. Oder es ist ihnen völlig egal, aber das läuft aufs Gleiche hinaus. Und machen wir uns nichts vor: Das sind durchschnittlich 75 %, also die „Mehrheit“.
Es ist und bleibt für viele, gerade und in erster Linie in Westdeutschland, eine schwierige Entscheidung, letztlich die AfD auch wirklich zu wählen und nicht nur zu meckern oder still zu grummeln. Sie machen dann lieber ihr Kreuz bei der CDU, mindestens mit der Erststimme. Nicht nur, aber eben auch wegen der Tabuisierung, überhaupt eine „rechte“ Partei zu wählen. Die stete „Nazi“ und „ja aber“-Verunglimpfung wirkt: „Eigentlich haben die von der AfD ja ganz Recht, wenn bloß dieser Höcke nicht wäre, und außerdem sind sie widerlich“. Das Programm hat keiner gelesen, selbst ein studierter Politologe argumentierte mir gegenüber nur mit Hörensagen aus dem Qualitätsmedium „faz“.
AfD zu wählen bedeutet für einen durchschnittlichen Westdeutschen, den Rubikon zu überschreiten. Sich aus der eigenen Familie loszusagen, mit der man doch sein ganzes Leben verbracht hat. So wie die sinnbildliche junge Afghanin, die nach Deutschland kommt und beschließt, ihr Kopftuch wegzuwerfen. Ab sofort schwebt sie in Lebensgefahr.
Was haben sie uns in der Schule nicht eingetrichtert. Nie wieder Faschismus, nie wieder Nazis! Gerade wir als Deutsche! Wehret den Anfängen! Lernt aus der Geschichte! Da hat es etwas Frivoles, aber eben auch Endgültiges, wenn man nach ein wenig Nachdenken zur Erkenntnis kommt, dass die AfD die eigenen Interessen vertritt und man dort sein Kreuz machen muss. Diesen Effekt sollte niemand unterschätzen! Wer so wie die Westdeutschen sozialisiert wurde, für den ist die Wahl der AfD keine Befreiung, etwas Aufbrechendes, Neues, Reinigendes. Nein, sie sind totraurig und schämen sich, dass es soweit gekommen ist, es tut Ihnen wirklich Leid, sie entschuldigen sich auch vielmals dafür oder schweigen einfach darüber.
So wie man verschämt wegguckt, wenn der ältere Nachbar nebenan mit mühsam aufrecht erhaltenem Stolz Pfandflaschen sammelt, das Brot von gestern kauft und sparsam von Lebensmitteln aus dem Discounter lebt. Man erwischt sich bei dem Gedanken, wie es sich wohl anfühlt, wenn man in seiner Situation wäre oder später im Alter ein ähnliches Leben leben muss. Wie beschämend. Und wenn man junge Menschen sieht, die nach ’nem Euro fragen oder zerfledderte Hinz-und-Kunz-Zeitungen verkaufen, dann gucken wir entweder weg oder kaufen ihnen eine Zeitung ab. Niemals, nie nicht würden wir auf die Idee kommen, diesen jungen Kerlen den Tipp zu geben, es mal mit Arbeit zu probieren – so wie wir selbst es jeden Tag tun. Bei Lidl suchen sie Aushilfen, gerade an der Kasse gelesen! Nein, nein, das tut man nicht. So wie man nicht erzählt, dass man abends auf youporn.com reingeschaut hat. Besser, niemand erfährt davon.
Ich gucke mir die Gesichter von Jörg Meuthen oder Uwe Junge bei ihren Reden auf youtube an. Ich gucke mir die Ost-AfDler an, Typen wie Höcke oder Gauland, die als Wessis im Osten auftreten. Ihnen tut es weder leid, daß sie AfDler sind noch hoffen sie auch eine entmerkellte und geläuterte CDU.
Sie müssen nicht schweigen.
Sie hatten die Schnauze voll.
Und sie sagen es laut.